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Sondierungsgrabung brachte Fundstücke zu Tage

Unter den wachsamen Augen von Herrn Ulrich Müller arbeitete sich der Bagger der Firma BfAD Heyse GmbH & Co. KG bei den Sondierungsgrabungen in Kürnach vorsichtig vorwärts. Dann ein kurzer Ruf: "Ein großer Befund".


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Gemeinsam wurden die Befunde vor Ort begutachtet. Von Links: Mitarbeiter Sebastian Regnat, kniend Bürgermeister Thomas Eberth mit einer Befundbox, Geschäftsführer Dieter Heyse, 2. Bürgermeisterin Sieglinde Bayerl, Stadtplaner Helmut Scholz von der Au

Damit läuft eine gut getaktete Maschinerie an. Die Fundstelle wird vermessen, dann aufgeteilt und mit Hand Zentimeter um Zentimeter ausgegraben. Das Bodenprofil wird mit der Hand schematisch gezeichnet und die Lage der Fundstücke gesichert. Diese werden dann aufgenommen, grob gereinigt und verpackt. Genauso ist es in Kürnach abgelaufen.

Die Sondierungsgrabungen waren notwendig, weil der Landkreis Würzburg gemeinsam mit der Gemeinde die bestehende Kreisstraße WÜ2 im Vollausbau neu gestaltet. Außerdem hat die Gemeinde Kürnach zur Verbesserung der Nahversorgung der Bevölkerung ein Sondergebiet für Einzelhandel ausgewiesen.

Bereits in den 60er Jahren fanden in dem Bereich erste Untersuchungen statt. Seitdem ist die dortige Flur als ehemaliger Standort einer jungsteinzeitlichen Siedlung bekannt. Ein Großteil der westlichen Sondierungsflächen blieb bei den heutigen Arbeiten befundfrei, d.h., dort wurde nichts gefunden. So kann angenommen werden, dass die vermutete Linienbandkeramische Siedlung dort nicht existiert hat.

Bei der Sondierung im Restgebiet ergab sich dann ein erster größerer Befund. Die neuen Funde stammen sowohl aus der Linienbandkeramischen Kultur (5500-4800 v. Chr.) als auch aus der Rössener Kultur (4300-3500 v. Chr.). Diese Grabungsfläche befindet sich im Straßen- und Einfahrtsbereich für die Gewerbefläche. Dort kann durch die Standspuren ehemaliger Hauspfosten zumindest ein Teil eines Gebäudegrundrisses lokalisiert werden. Außerdem befinden sich auf der Fläche noch Grubenkomplexe von 2-3 m und in einem Fall von über 4 m Durchmesser, die noch bearbeitet und ausgegraben werden müssen.

Sowohl Tierknochen als auch verzierte Keramik kam zum Vorschein. Gemeinsam wurden bei einem Termin vor Ort die Funde besichtigt und das weitere Vorgehen besprochen. Bürgermeister Thomas Eberth überzeugte sich mit seinen Stellvertretern vor Ort über den Stand der Grabungen. Der Boden ist aufgrund der Witterungsverhältnisse natürlich sehr hart und die Grabungen sind mühsam. "Das Kürnach schön ist, wissen wir", so Eberth. "Nun sieht man, dass dies wohl schon vor über 7.000 Jahren so war", scherzt er weiter. Dr Michael Hoppe, Hauptkonservator und Referatsleiter des Referates. BIV Bodendenkmalpflege Ober- und Unterfranken Schloss Seehof, bestätigt die Datierung der Keramiken. "Wir können die Funde demnach als solche der älteren Linienbandkeramischen Kultur eingrenzen, also etwa um die Zeit 5300-5200 v. Chr.", so Dr. Hoppe.

Die Funde kommen zuerst nach Bamberg wo sie detailliert erfasst werden. Dann will sie die Gemeinde Kürnach eventuell als Beweis der Besiedlung zurück, um Sie in einer bestehenden, mit weiteren Fundstücken bestückten Vitrine im Alten Rathaus, auszustellen. "Urkundlich sind wir 779 zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Menschen gab es bei uns auf Grund der guten Böden, dem Wasser und den Wäldern schon wesentlich länger" schließt Bürgermeister Eberth auf Grund der Befunde. Dieter Heyse erläutert, dass es aufgrund der guten Standortvoraussetzungen gerade in unserer Region in dieser Zeit eine für damalige Zeiten dichte Besiedlung gab. "Es ist kein Jahrhundertfund, aber es reiht sich in unsere Erkenntnisse der Region nahtlos ein", so der Experte.

Wenn die Ausgrabungen fertiggestellt und dokumentiert sind, kann im Jahr 2016 mit dem Straßenbau begonnen und auch die Ansiedlung eines Vollsortimenters in Angriff genommen werden. Bis dahin sind noch einige Planungen und Verfahrensschritte notwendig, weiß der Bürgermeister. Die Kosten für die Grabungen müssen von der Gemeinde Kürnach übernommen werden. Die Maßnahme wird vom Bezirk Unterfranken und im Straßenbereich vom Freistaat Bayern gefördert. "Geschichte kostet Geld", scherzten die Anwesenden.