Kürnacher Dorffest
25 Jahre Kürnacher Dorffest – ein Ort schafft Hand in Hand
Einen Grund zum Feiern gibt es immer. Schnell ein paar Bierzeltgarnituren aufgebaut, die Nachbarn und Freunde eingeladen, Würstchen auf den Grill und los geht’s. Auch in Kürnach ist das so.
Doch die Kürnacher können nicht nur im Privaten und auf Vereinsebene feiern, auch beim alljährlichen Kürnacher Dorffest, lassen sie es krachen.
Und gerade dieses Fest ist, historisch gesehen, unter anderem deshalb entstanden, weil die Kürnacher eben oft und gerne feiern.
Aber von Anfang an:
Vor dem Jahr 1991 waren die Würzburger Straße, die Semmelstraße, die Hauptstraße und die Prosselsheimer Straße als Staatsstraße „St2260“ eingestuft. Dieser hochfrequentierte Verkehrsweg führte zu einer enormen Belastung des gesamten Ortes. So wurde eine Umgehungsstraße in Angriff genommen, die ab November 1991 befahrbar war.
Aufgrund der damit verbundenen Rückstufung der Semmelstraße und der Hauptstraße zu Ortsstraßen wurde die Idee geboren in der Ortsmitte ein Fest zu feiern. So kam es zum ersten Dorffest am 25. und 26. Juli 1992.
Seitdem findet in jedem Jahr am letzten Schulwochenende vor den Sommerferien das mittlerweile überregional bekannte Kürnacher Dorffest statt.
Aber warum gleich so groß und mit so vielen Vereinen? Zum einen hatte man gehofft die übermäßige „Festles-Flut“ einzudämmen – was nur in Teilen gelungen ist - zum anderen sollte die Zusammenarbeit der Vereine und Verbände untereinander verbessert werden. Das klappt bis heute sehr gut, auch außerhalb des Dorffestes.
Begeben wir uns gedanklich zurück ins Jahr 1992. Kürnach hat rund 3200 Einwohner. Welchem Konzept soll das Dorffest folgen? Von Anfang an ist es das Hauptanliegen der Vereine und Verbände, ein Fest zu veranstalten, welches die gesamte Familie einbezieht und das für jede Altersgruppe etwas zu bieten hat. Kinderfreundlichkeit ist eine Herzensangelegenheit der Veranstalter. Bis heute gehört der Riesensandkasten genauso zum „Kürnach-Standard“ wie die Künstler für das Kinderprogramm. Hier wird auf hohes Niveau geachtet auch wenn Qualität ihren Preis hat.
„Ohne Mampf kein Kampf“ soll heißen: Kein gutes Fest ohne gutes Essen. Das Dorffest hebt sich auch in kulinarischer Sicht aus der Masse der Feste ab. Auf eine große Vielfalt wird schon immer Wert gelegt und es waren bereits die verschiedensten Gerichte im Laufe der Jahre im Angebot. Haxen, Schnitzel, Kesselfleisch, Knöchli, Blaue Zipfel, Gyros, Hähnchen und vieles mehr gab es und gibt es teilweise immer noch. Bei den Preisen für Essen und Getränke bleibt das Dorffest in einem erschwinglichen Rahmen für die ganze Familie.
Mitverantwortlich für die vielfältige Speisenauswahl ist auch die Teilnahme des Gasthofes „Zum Schwan“. Die Familie Heeg bereichert mit ihrem Angebot das Dorffest wesentlich. Auch das „Ristorante Montemarco“ hat sich zeitweise beteiligt.
Ein durchaus kontrovers diskutierter Punkt war die Form der Gewinnaufteilung. Im Ergebnis verständigte man sich auf eine eher ungewöhnliche, solidarische Lösung: jeder der beteiligten Vereine und Verbände erhält den gleich Anteil am Gewinn.
Der Grundgedanke hinter dieser Idee lautet: jeder leistet, was er auf Grund seiner Größe und Organisation leisten kann.
Im Nachhinein betrachtet hat sich dieses Konzept als richtig und sinnvoll erwiesen und ist seitens der Gesellschafter mittlerweile voll akzeptiert. Die Kürnacher Vereine und Verbände haben schon damals erkannt, dass nicht der einzelne Verkaufsstand sondern das Gelingen der Gesamtveranstaltung und die damit verbundene Werbung für unseren Heimatort Kürnach im Mittelpunkt des Strebens stehen muss.
Um rechtlich auf sicheren Füßen zu stehen gründeten die mitwirkenden Vereine und Verbände eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, die Kürnacher Dorffest GbR. Gesellschafter waren ursprünglich folgende 18 Kürnacher Vereine und Verbände
Arbeitsgemeinschaft Kürnacher Jugendverbände
Christlich Soziale Union – Ortsgruppe Kürnach
Feuerwehrverein Kürnach e.V.
Freundeskreis der UWG-FW e.V.
Gesangverein Eintracht Kürnach e.V.
Jugendblasorchester Kürnachtal e.V.
Junge Union – Ortsgruppe Kürnach
Kameraden- und Soldatenverein e.V.
Katholische Arbeitnehmerbewegung
Katholischer Deutscher Frauenbund (pausierte von 2004-2007)
Kindergärten St. Elisabeth u. St. Markus
Partnerschaftskomitee Kürnach e.V.
Pfarrgemeinderat
Siedlergemeinschaft Kürnach e.V.
Sportschützenverein Kürnach e.V.
Sportverein Kürnach 1946 e.V.
Stammtisch 8-52 e.V.
Tennisclub Kürnach e.V.
Diese Vereine haben zwischenzeitlich die GbR verlassen:
Katholische Arbeitnehmerbewegung (2006)
Gesangverein Eintracht Kürnach e.V. (2012)
Freundeskreis der UWG-FW e.V. (2015)
Neu zur GbR gestoßen sind:
Schautanzgruppe Kürnach e.V. (2002)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands – Ortsgruppe Kürnach (2004)
Auch das Jugendzentrum und der Verein Kürnacher Geschichte(n) e.V beteiligen sich außerhalb der GbR am Dorffest.
Nach 22 Jahren erlebte das Dorffest im Jahr 2014 seinen größten Umbruch. Bedingt durch den Umbau der Ortsmitte zog die Veranstaltung vom Altort hinaus an die Höllberghalle. Was sich für den Außenstehenden nicht so dramatisch anhört, war für die Beteiligten ein spannender Schritt. Würden die Kürnacher die neue „Location“ annehmen? Was ist mit Strom, was mit Abwasser? Die Sorgen waren unbegründet: Die Kürnacher feiern ihr Dorffest, egal wo.
Mittlerweile haben die Vereine und Verbände beschlossen, dass das Fest zukünftig immer an der Höllberghalle stattfinden soll. Die Vorteile bei der Logistik, beim Auf- und Abbau überwiegen den Charme der Ortsmitte. Das großzügige Platzangebot wird der gemütlichen Enge im Altort vorgezogen.
Einen Vorteil haben sicherlich auch die Grundstückseigentümer und Hofbesitzer, die ihre Anwesen im Altort zur Verfügung stellten und deshalb so manche persönliche Einschränkung während der Feste akzeptierten. Sie haben über zwei Jahrzehnte lang das Dorffest unterstützt. Dafür gebührt Ihnen unser herzlicher Dank. Vergelt’s Gott!
Um ein Fest in dieser Größe zu organisieren, setzen die teilnehmenden Vereine und Verbände ein Komitee ein. Mitglieder waren zu Beginn Sieglinde Bayerl, Paul-Jürgen Blum, Gitti Grieb, Edgar Kamm, Günter Konrad, Roland Prell, Holger Störlein und Eckehard Tschapke. Innerhalb der folgenden Jahre ergänzten Jutta Melzer, Marianne Störlein, Vinzenz Schrauth und Sebastian Tschapke die ausscheidenden Mitglieder. Paul-Jürgen Blum und Eckehard Tschapke waren 20 Jahre lang federführend.
Heute setzt sich das Dorffestkomitee aus Catharina und Ullrich Burkard, Susanne John, Martin Pechmann, Andreas Roth, Miriam und Christian Steinmetz, Sebastian Tschapke und Rene Wohlfart zusammen.
Natürlich kann ein solch großes Fest nur mit Unterstützung der Gemeinde gestemmt werden. Unterstützung, die oft nicht wahrgenommen wird. Die Gemeinde hat mit der gegründeten Gesellschaft keine unmittelbare Verbindung. Das heißt, sie ist nicht Gesellschafter und erhält somit auch keinen Anteil am Gewinn.
Ohne die Leistung des gemeindlichen Bauhofs ist unser Dorffest in dieser Form nicht durchführbar. Die Gemeindearbeiter sind schon Tage im Voraus damit beschäftigt die benötigte Festlogistik zum Festplatz zu transportieren, die Bühne samt Bühnenzelt aufzubauen usw. Und natürlich muss nach dem Fest auch wieder alles zurück gebracht werden.
Doch was Steht unterm Strich?
Das Dorffest verändert sich ständig. Nicht immer sind die Neuerungen so groß wie beim Umzug von der Ortsmitte an die Höllberghalle. Das ist aber auch nicht nötig, denn das Konzept ist stimmig. Vielmehr wird versucht traditionell Bewährtes durch kleine Änderungen hier und da aufzufrischen. Sei es durch ein neues Essensangebot oder einen anderen Künstler. Bloß keinen Trott aufkommen lassen, den Stillstand ist gleichbedeutend mit Rückschritt.
Veränderungen, auch im Kleinen, sind aber nur möglich durch die hervorragende Zusammenarbeit der beteiligten Vereine und Verbände. Deren Miteinander in den vergangenen 25 Jahren ein funktionierendes Gemeinwesen geschaffen hat. Der Beweis dafür? Ein Fest in dieser Größenordnung, das zu den bekanntesten im gesamten Landkreis zählt und das zum positiven Image unserer Heimatgemeinde beiträgt.
Wie lobt der Franke: Basst scho
Paul-Jürgen Blum und Christian Steinmetz