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Städtebauliche Strukturen erhalten und Funktionalitäten schaffen

Ideen- und Planungswerkstatt Bergstr. 4 – ein voller Erfolg


Die Kürnacher waren sich nicht ganz sicher, auf was man sich bei der Ideen- und Planungswerkstatt zum Anwesen Bergstr. 4 einlässt. Das Objekt befindet sich seit mehreren Jahren im Besitz der Gemeinde Kürnach und ist ein innerörtlicher Leerstand. Das als „Albertshof“ in Kürnach bekannte Anwesen befindet sich mitten im Altort. Auf Grund seiner extravaganten fränkischen Bauart ist es etwas Besonderes. Früher war es mit der landwirtschaftlichen Scheune, den Stallungen für Pferde, Kühe und Schweine sowie der Holzlege und weiteren Nebengebäuden Lebens- und Arbeitsraum für viele Generationen in Kürnach. Nach dem Funktionsverlust in der Landwirtschaft wurde das Wohnhaus noch genutzt. Aufgrund der wachsenden Anforderungen an den Wohnraum stand es aber seit einiger Zeit leer.

Anfangs hatte die Gemeinde Kürnach überlegt, die Gebäude auf dem Anwesen abzureissen und dort Parkraum für den Altort zu errichten. Mittlerweile wurde aber die Bedeutung des Anwesens mit den städtebaulichen Aspekten und der Geschichte der Baustellen erkannt, so dass der Gemeinderat von einem Abriss absah.

Nach der Vorstellung von ersten Konzepten im Gemeinderat wurden die Themen Dienstleistung und Wohnen auch in diesem Anwesen als erstrebenswert befürwortet. Gemeinsam mit der Städtebauförderung bei der Regierung von Unterfranken wurde überlegt, wie das Anwesen erhalten und mit neuen Funktionalitäten versehen werden könnte. Manfred Grüner, Leiter des Sachgebiets Städtebau, schlug dann eine Ideen- und Planungswerkstatt vor. Diese Idee nahm der Gemeinderat auf und veranstaltete, unter Federführung von Herrn Wirth vom Büro arc.grün aus Kitzingen, eben eine Ideen- und Planungswerkstatt in Kürnach.

Die Büros Dold + Versbach aus Gerbrunn, WTJ plan3 GmbH aus Creglingen sowie der Architekt Redelbach aus Marktheidenfeld waren für drei Tage vor Ort in Kürnach, um im Gespräch mit den Bürgern, dem Gemeinderat und einer Fachjury die Chancen, Möglichkeiten und eventuellen Risiken des Anwesens zu erörtern und skizzenhaft darzustellen. Schon bei der ersten Begehung wurde deutlich, dass es sich lohnt, sich intensiv mit dem Erhalt des Anwesens zu beschäftigen. Live vor Ort und dann in der Kürnacher Höllberghalle wurde überlegt, mit Skizzenpapier gezeichnet, verworfen und neu geplant. Schon am ersten Abend präsentierten die Büros der interessierten Bevölkerung unterschiedliche Nutzungs- und Lösungsansätze für das Anwesen. Nach diesen drei Tagen, an denen auch die Bevölkerung unkompliziert den Architekten beim Planungsprozess über die Schulter schauen konnte, kam es zur großen Endpräsentation der unterschiedlichen Varianten.

Das Büro Dold + Versbach schlug vor, die Gebäude zu erhalten und durch ein Ersatzneubau am ehemaligen Schweinestall das Nutzungsvolumen zu vergrößern. Neben Wohnraum könnten Büros, Cafés oder Praxen den Mehrwert für den Altort erhöhen. Einen anderen Weg ging das Büro Redelbach. Dieses wollte in der Scheune zwei Stellplätze sowie Flächen als Ausstellungsbereiche und zwei Wohneinheiten errichten. Die ehemalige Remise, der Kuhstall und der Schweinestall sollen abgerissen werden und durch ein nachgebautes so genanntes „Milchhäusle“ ersetzt werden. In diesem können auch unterschiedliche Nutzungen untergebracht werden. Wieder einen anderen Ansatz hatte das Büro WTJ plan3 GmbH. Dieses versuchte die historische Bausubstanz komplett zu erhalten und vom Keller bis zum Dach verschiedene moderne Nutzungsformen zu präsentieren. Eine besondere Architektur mit der Kombination Alt und Neu soll mit einem als „Wolkenbügel“ bezeichneten Anbau, in dem eine Ferienwohnung entstehen könnte, erreicht werden. Dieser gliedert sich analog der historischen Holzlege an die große landwirtschaftliche Scheune an.

Insgesamt zeigten sich die Besucher von der Vielfalt der Vorschläge begeistert. „Natürlich müssen Details wie Parkflächen, Verkehrsflächen, Baurecht und Kosten noch geklärt und ausgearbeitet werden. Mit diesen Vorschlägen hat der Gemeinderat auf jeden Fall viele Impulse bekommen, die diskutiert werden müssen“, so 1. Bürgermeister Thomas Eberth. Die Teilnehmer gaben ihre Stellungnahmen zu den unterschiedlichen Vorschlägen ab. Auch zeigten sich Interessenten, die als Betreiber für ein Café oder eine Hebammenpraxis zur Verfügung ständen. Weitere Wortmeldungen betonten die städtebauliche Chance für dieses Anwesen. Außerdem wurde kritisch hinterfragt, ob weitere Nutzungen die Struktur der Dorfmitte mit Verkehr und Parken nicht überfordert. Insgesamt zeigten sich alle von den Ideen der Büros beeindruckt. Auch Manfred Grüner betonte: „Man soll nicht auf die erstbeste Lösung sondern auf die allerbeste Lösung abzielen. Dafür sind solche Werkstätten ein zielführendes Mittel.“

Thomas Wirth vom Büro arc.grün erläuterte das weitere Vorgehen. Die Büros haben nun Zeit, die Ideen zu vertiefen und bis Ende März der Jury zu präsentieren. Die Jury bewertet Vor- und Nachteile, stellt Argumente zusammen und liefert diese als Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat. Die Gemeinde Kürnach möchte dann zeitnah die Maßnahme umsetzen.

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Drei Architekturbüros präsentierten ihre Konzepte und Ideen in der Ideen- und Planungswerkstatt Bergstr. 4.

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Das historische Anwesen mit Scheune, Haupthaus, Kuhstall, Schweinestall und Holzlege stellt ein besonderes Ensemble im historischen Ortskern von Kürnach dar.